Waldviertel - steinreich

Das Waldviertel ist der nordwestliche Teil Niederösterreichs, über der Donau, und gehört landschaftlich gesehen zu Böhmischen Masse, einer Mittelgebirgslandschaft die in diesem Gebiet ihr südliches Ende findet. Das wellige Hochplateau ist das Überbleibsel eines ehemals riesigen Gebirgszuges, der von Mitteleuropa bis zur Iberischen Halbinsel reichte. Heute besteht die Landschaft vor allem aus teilweise ausgedehneten Wäldern und einer mosaikartigen Kulturlandschaft mit Feldern und Wiesen.

 

Bei den Gesteinen die die Landschaft im Waldviertel maßgeblich mitbestimmen handelt es sich vor allem um Granit und Gneis. Während es sich beim Granit um ein sogenanntes magmatisches Gestein handelt, das in großer Tiefe aus flüssiger Gesteinsschmelze entsteht, ist der Gneis ein metamorphes Gestein, das heißt, er entsteht bei sehr hoher Temperatur und hohem Druck aus anderen Gesteinen. Beim Granit deutlich erkennbar sind die drei Mineralien aus denen er aufgebaut ist: Feldspat, Quarz und Glimmer. Sie sind für die charakteristische Färbung und Musterung der verschiedenen Granite ausschlaggebend. Da es sich beim Granit um ein sehr hartes Gestein handelt ist er auch ein beliebtes Material für Pflaster, Grabsteine, Küchenplatten und vieles mehr. Vor allem im nördlichen Waldviertel finden sich daher viele, teilweise schon relativ alte Steinbrüche, in denen der Granit abgebaut wurde und wird.

pflaster

Da der Boden über dem Gestein meist relativ flachgründig und karg, und das Klima rau ist, zählt das Waldviertel nicht unbedingt zu den landwirtschaftlichen Gunstlagen in Österreich. Die Folge ist eine relativ extensive Bewirtschaftung der Flächen, die es in vielen anderen Gebieten Österreichs nicht mehr gibt: Viele Grünlandflächen werden erst spät gemäht und kaum gedüngt, was sich vor allem in sehr artenreichen Wiesen, mit teilweise sehr seltenen Arten, zeigt.

orchideenwiese

Extensiv bewirtschaftete Magerwiese mit Orchideen

Auch die Kleinflächigkeit der Kulturlandschaft in eine Waldviertler Besonderheit: Im Vergleich zu anderen Gebieten sind die Wiesen und Felder hier relativ klein und immer wieder unterbrochen durch Hecken, einzelne Gehölze oder sogenannte Bicherl. Bei den Bicherl handelt es sich um kleine Gehölzgruppen, oftmals auch in Verbindung mit großen Granitblöcken, den Restlingen. Die Restlinge sind im Gegensatz zu den Findlingen nicht durch ehemaligen Gletschertransport an ihren Platz gelangt, sondern sind Überbleibsel, also Reste, des zuvor erwähnten Gebirges.

 

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Kleinflächig strukturierte Kulturlandschaft im Waldviertel mit Feldgehölzen

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Und was hat es nun mit den Wackelsteinen auf sich?
Die Wackelsteine sind Gesteinsbrocken, die auf Grund ihrer Form und Lage beweglich sind. So können teilweise tonnenschwere Steinblöcke von einer Person in eine leicht schaukelnde Bewegung gebracht werden. Möglich ist das vor allem durch die besondere Form der Verwitterung des Granits, genannt Wollsack-Verwiterung: dabei entstehen gerundete Blöcke die aussehen wie Polster und oftmals übereinander gesapelt liegen.

Besondere Restlingsformationen oder Wackelsteine waren für die Menschen in der Region schon früher oft Plätze mit einer besonderen Bedeutung, heute sind viele von ihnen als Naturdenkmal geschützt und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Besonders sehenswert sind unter anderem diese:
Wackelstein im Schremser Wald
Hängender Stein im Naturpark Heidenreichsteiner Moor
Naturpark Blockheide

 

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